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03.07.13 –
GRÜNE Kreistagsfraktion lud zum Gespräch
„Geht es um das Thema der Inklusion, müssen wir von Seiten der Politik den Dialog mit den Betroffenen suchen – mit den Lehrerinnen und Lehrern, mit den Eltern“ erläutert Ursula Thöle-Ehlhardt als bildungspolitische Sprecherin die Initiative der Kreistags- und der Stadtratsfraktion aus Landkreis und Stadt Osnabrück. Viele folgten dieser Einladung ins Kreishaus – Schulleitungen der Förderschulen des Landkreises und der Stadt Osnabrück waren vertreten, Kolleg/innen des Mobilen Dienstes, Lehrerinnen und Lehrer, die in verschiedenen Kooperationssystemen und in den Regelschulen arbeiten – aber auch Eltern, deren Kinder diese Einrichtungen besuchen.
Unter Leitung von Udo Schwarz, ehemaliger Leiter einer Hauptschule in Melle und ehemaliges Kreistagsmitglied, entwickelte sich ein spannender und lebhafter Diskussionsabend im Kreishaus.
„Der Landesregierung Niedersachsen ist die Weiterentwicklung der inklusiven Schule ein Kernanliegen. Sie möchte die Schullandschaft und den Unterricht so weiterentwickeln, dass das gemeinsame Lernen und die Förderung der Schülerinnen und Schüler mit und ohne besonderen Unterstützungsbedarf gelingt. Die Ankündigung, ab dem Schuljahr 2014/15 die Förderschulen und Förderklassen mit den Schwerpunkten Lernen und Sprache auslaufen zu lassen, und im Bereich der sozialen und emotionalen Entwicklung die Schulen als Durchgangsschulen weiter zu führen, sorgt jedoch bei den Förderschulen und deren Eltern für großen Diskussionsbedarf.“ Mit diesem Statement führte Uschi Thöle-Ehlhardt in das Thema ein.
Die Tätigkeiten der Förderschulen sind vielfältig. „Unser Aufgabenbereich und die Anforderungen haben sich in den letzten Jahren stark geändert. Wir sind viel unterwegs, beraten, fördern und unterstützen Schülerinnen und Schüler in den Regelschulen, arbeiten in regionalen Integrationskonzepten (RIK), in Kooperations- und Integrationsklassen und sind nach wie vor auch in unseren Stammschulen, in unseren Klassen tätig“, schildern die Förderschullehrer/innen ihre vielfältigen Alltag.
Ihre Sorge ist, dass der angekündigte Wandel zu rasch verläuft, dass Systeme zerschlagen werden, die sich durch verschiedene Kooperationen und Netzwerke vor Ort etabliert haben – ohne dass bisher wirklich deutlich wird, wie die Schülerinnen und Schüler mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf in den Regelschulen aufgefangen werden sollen und können. Momentan seien die zur Verfügung stehenden Förderstunden in den Regelschulen zu gering, als dass der Förderbedarf wirklich erfüllt werden könne.
Von funktionierenden integrativen Systemen, die sich schon über einen längeren Zeitraum entwickelt und bewährt haben, berichtete Martin Negel, Förderschullehrer an der Alexanderschule (Hauptschule) in Wallenhorst. Einigkeit herrscht in der Runde darüber, dass Förderstunden gebündelt werden müssen, dass „Einzel-Integration“ nicht förderlich sei. Durch eine Bündelung von Förder-Lehrkräften an bestimmten Schulen können diese dann auch effektiver tätig sein. Überlegungen, inwieweit nicht die Bildung von inklusiven Schwerpunktschulen denkbar sei, machten die Runde.
Gute Erfahrungen wurden gesammelt mit dem Mobilen Dienst, der in den Regelschulen berät, unterstützt und fördert, aber auch mit den regionalen Integrationskonzepten, die schon früh in den Grundschulen ansetzen. „Wenn wir hier frühzeitig tätig werden, dann können wir Vieles präventiv auf den Weg bringen“, berichtete Ditmar Dörrie von der Herman-Nohl-Schule, Förderschule Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. „So können wir Prozesse des Versagens von vornherein verhindern. Das funktioniert in den meisten Fällen, das darf auf keinen Fall zugunsten von sog. Rucksackstunden für einzelne gekürzt werden.“
„Aber weiterhin benötigen wir für eine relativ geringe Zahl von Schüler/innen mit Unterstützungsbedarf Sonderlösungen – die kommen auch mit zusätzlicher Förderung in den Regelschulen nicht zurecht,“ plädiert Andreas Viehoff, Leiter der Comenius-Schule in Georgsmarienhütte, weiter für Aufmerksamkeit für die Kinder, die am meisten mit den schulischen Anforderungen zu kämpfen haben. „Die Förderqualität darf nicht leiden, wir müssen alle im Blick behalten“. „Warum wird die Wahlfreiheit für Eltern in bestimmten Förderbereichen aufgekündigt?“ möchten einzelne Eltern wissen. „Wo werden wir beraten und mit unseren Sorgen unterstützt?“
Tony Reimann, Schulleiter der Anne-Frank-Schule in Osnabrück, wirft die Frage auf: „Wie soll ein Schulsystem, das exklusiv aufgestellt ist, inklusiv arbeiten? Wenn wir Inklusion ernsthaft diskutieren, müssen wir uns von unserem dreigliedrigen, abgrenzenden Schulsystem verabschieden.“ „Die Stunden der Förderlehrer/innen sind immer noch gekoppelt an die Etikettierung der Schüler/innen – wir haben noch nie so viele Gutachten schreiben müssen wie in diesem Jahr. Das hat mit Inklusion nichts zu tun“ äußert Jürgen Peters als Schulleiter der Astrid-Lindgren-Schule aus Bohmte. „Am sinnvollsten wäre es, wenn nach einem bestimmten Aufteilungsschlüssel Förderschullehrer/innen in die Kollegien integriert sind, z.B. einer für jeweils 4 Klassen, die einfach zum Kollegium dazu gehören“, äußert Uli Bösch, auch als Vertreter der GEW. Gefordert wird allgemein auch eine deutliche Senkung der Schülerzahlen bei inklusiven Klassen.
Immer wieder wird in den Diskussionsbeiträgen der Wunsch nach einem behutsamen Wechsel zur Inklusion deutlich – bestehende, funktionierende Kooperations-Systeme nicht überhastet zu kippen; behutsam neue, inklusive Systeme aufbauen; auf die Kompetenzen vor Ort achten; Wege über Zwischensysteme beschreiten; in Ruhe auf die bestehenden Systeme schauen; alle Beteiligten mitnehmen und deren Kompetenzen nutzen; unterschiedliche Entwicklungen vor Ort zulassen – diese Gedanken bestimmen die Diskussion um die weitere Entwicklung. „Warum nicht die jetzt schon bestehenden Förderzentren beauftragen, in den nächsten 5 Jahren Inklusionskonzepte vor Ort in Kooperation mit den Regelschulen zu entwickeln? Diese Zusammenarbeit läuft doch sowieso schon,“ werden konkrete Überlegungen laut. „Regionale Konzepte sind doch sinnvoll – überall sind die Bedingungen und Kooperationsmöglichkeiten verschieden.“
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte. Hier müsse das Land deutlich mehr tun – die inhaltliche Ausrichtung der Lehrerausbildung müsse sich grundsätzlich ändern. Sinnvoll seien zudem nicht nur Fortbildungen für einzelne Lehrer, sondern für ganze Kollegien. Vorgeschlagen wird die berufsbegleitende Ausbildung von Grund- und Hauptschullehrer/innen zu Förderschullehrer/innen. „Kann das wirklich jeder Lehrer leisten?“ wird in den Raum geworfen. Lehrer/innen dürften zudem nicht mit den Aufgaben der Inklusion allein gelassen werden. In die Teams vor Ort gehören Sozialarbeiter/innen genauso wie weitere pädagogische Fachkräfte, die Kinder, Eltern wie auch Lehrer/innen begleiten und unterstützen.
„Wir werden die Ergebnisse dieser ausgesprochen lebhaften und kompetenten Runde weiter reichen an die Vertreterinnen und Vertreter in der Landtagsfraktion,“ sichern Ursula Thöle-Ehlhardt und Anke Jacobsen als Vertreterinnen der Grünen Kreistags- und Stadtratsfraktion zu. Einig waren sich die beiden Politikerinnen mit dem Moderator Udo Schwarz, dass der Dialog ausgesprochen konstruktiv sei und weiter geführt werden solle - als nächster Schritt unter Einbeziehung der Regelschulen.
Jeden 3. Samstag von 10.00 bis 12.00 Uhr im GRÜNEN Büro, Haferstraße 5.
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